Wir empfehlen Ihnen, zuerst ein paar Worte zur
Wärmeübertragung zu lesen.
Auf dem Mond wird es 138°C heiß.
Am Mondmittag kann die Mondoberfläche tatsächlich diese Temperatur
erreichen. Das bedeutet aber nicht dasselbe wie zu sagen, in Los Angeles
ist es heute 22°C warm. Das letztere ist nämlich die Temperatur der Luft.
Verschiedene Oberflächen in Los Angeles können durchaus über 80°C
erreicht haben. Auf dem Mond gibt es keine Luft und daher auch keine Lufttemperatur.
Die Temperatur des Materials der Mondoberfläche kann 138°C betragen, wenn
es sich im thermischen Gleichgewicht bei direkter Sonneneinstrahlung befindet.
Das ist aber nicht die Temperatur, die alle möglichen Objekte unter diesen
Umständen haben müssen. Gegenstände werden nur dann auf diese Temperatur
aufgeheizt, wenn sie das Sonnenlicht genauso stark absorbieren und Wärme genauso
schnell wieder abstrahlen wie das Material der Mondoberfläche. Gegenstände, die
im Vergleich dazu mehr Licht reflektieren, absorbieren weniger Strahlungsenergie
und werden damit nicht so stark aufgeheizt. Gegenstände, die weniger Licht
reflektieren, können dagegen sogar noch heißer als der Mondboden selbst werden.
Lufttemperatur ist nicht dasselbe wie Oberflächentemperatur.
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Auf dem Mond ist genauso wie auf der Erde die Temperatur morgens und abends
niedriger als am Mittag. Das kommt daher, dass das Sonnenlicht unter einem
kleineren Winkel auf die Oberfläche auftrifft und daher weniger Intensität
aufweist. Die Landeplätze und -zeiten der Mondmissionen wurden so gewählt,
dass die Astronauten ihre Arbeit dort am frühen Morgen verrichteten. Die
Oberflächentemperatur an den Landeplätzen war daher geringer als die maximale
Temperatur der Mondoberfläche.
Der physikalische Fachbegriff für diesen Sachverhalt heißt "Form- oder
geometrischer Faktor für die Wärmeübertragung durch Strahlung". Ein echter
Zungenbrecher. In der Meteorologie nennt man das "Einfallswinkel des
Sonnenlichtes", und es ist einer der Gründe dafür, dass wir auf der Erde
Jahreszeiten haben.
Fotografischer Film schmilzt
bei 65°C. Deswegen kann man damit keine Fotos auf dem Mond schießen.
Das wäre nur dann ein Problem, wenn der Film irgendwie aufgeheizt werden
könnte. Da der Film nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt war konnte
er auch auch nicht aufgeheizt werden.
Die einzige Möglichkeit, den Film zu erwärmen wäre mittels Wärmeleitung
durch das Gehäuse der Kamera, und zwar nur dort, wo der Film in direktem Kontakt mit
dem Gehäuse selbst oder mit einem an das Gehäuse angeschlossenen Bauteil stand.
Aufgespult im Inneren der Filmpatrone war er relativ gut vor weitergeleiteter
Wärme geschützt. Hasselblad (der Hersteller der Kamera) versah die
Kameras für die Benutzung auf der Mondoberfläche mit einer glänzend polierten
Oberfläche, um die Lichtabsorption zu vermindern.
Dr. David Groves zeigte, dass sich
die Farben in dem bei den Apollo-Missionen benutzten Film bei der
extremen Hitze auf der Mondoberfläche verändert hätten. [Bennett and Percy,
Dark Moon, S. 540]
Die Studie von Dr. Groves enthält einige schwerwiegende Fehler.
Erstens: Dr. Groves schließt aus der Angabe der NASA über die Temperaturen
der Mondoberfläche an den Apollo-Landestellen, die zwischen 82°C im direkten
Sonnenlicht und -118°C im Schatten schwankten, darauf, dass die Hasselblad-Kameras
und der Film ebenfalls diese Temperaturen erreichten. Tatsächlich hat die von
der NASA angegebene Temperatur der Mondoberfläche (also der Steine und des
Mondstaubs) nichts mit der Gleichgewichtstemperatur zu tun, die andere Objekte
erreichen, wenn sie auf der Mondoberfläche der Sonne ausgesetzt sind.
Da die Filmpatrone mit poliertem Aluminium überzogen war, konnte sie nur wenig
Strahlungsenergie aus dem Sonnenlicht aufnehmen. Desweiteren wurden nach
Angaben des Herstellers Hasselblad zusätzliche Abschirmplatten auf den bei den
Apollo-Missionen benutzten Filmpatronen angebracht, um deren Wärmeisolation zu
verbessern.
Zweitens: Dr. Groves nimmt an, dass der Film über einen Zeitraum von
durchschnittlich vier Stunden extremer Hitze ausgesetzt war, da das die
durchschnittliche Dauer einer EVA(Außenbord)-Mission auf dem Mond war.
Da die einzige Möglichkeit der Erwärmung in der Absorption von Sonnenlicht
bestand, hätten die Astronauten dazu vier Stunden in der prallen Sonne stehen
müssen. Das taten sie natürlich nicht. Sie waren ständig in Bewegung,
bewegten sich dabei zwischen Sonnenlicht und dem Schatten und wandten sich
abwechselnd der Sonne zu und wieder von ihr ab.
Ein kühler Gegenstand wird sich erwärmen, wenn man ihn dem Sonnenlicht
aussetzt. Er wird nicht sofort auf der Stelle zur höchsten Temperatur wechseln,
die er erreichen kann. Genauso wird ein warmes Objekt langsam seine Wärme
abstrahlen, wenn es aus dem Sonnenlicht genommen wird. Es kann eine ziemlich
lange Zeit dauern, bis ein Gegenstand diese verschiedenen
Gleichgewichtstemperaturen erreicht. Die Filmpatrone wechselte zwischen Licht
und Schatten, während sie an der Kamera befestigt war, ansonsten wurde sie
außerhalb des Sonnenlichtes aufbewahrt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die
Patrone jemals eine ihrer theoretischen Extremtemperaturen erreichte. Die
Extremwerte der Temperatur der Filmpatrone sind dabei nicht die 82°C bis -118°C,
die für die Mondsteine und den -staub gelten. Der Film selbst war dabei niemals
dem Sonnenlicht ausgesetzt und konnte daher überhaupt keine Strahlungsenergie
aufnehmen.
Beim Versuch, die thermischen Bedingungen auf der Mondoberfläche
nachzustellen benutzt Dr. Groves die einzige Möglichkeit der
Wärmeübertragung, die im Weltraum nicht berücksichtigt
werden muss.
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Drittens: Dr. Groves benutzt einen Backofen, um den Film zu erwärmen. Das ist
absolut unsinnig. Ein Backofen nutzt hauptsächlich die Wärmeübertragung
durch Konvektion: die Heizelemente erwärmen die Luft im Ofen, und die Luft bringt
die Wärme dann zu dem Material, das gebacken wird. Auf dem Mond gibt es
keine solche Wärmeübertragung durch die Luft, weil es dort keine Luft gibt.
Dr. Groves hat für seinen Test den einzigen Weg der Übertragung von Wärme
ausgewählt, der auf dem Mond nicht vorkommt!
Ohne ein flüssiges oder gasförmiges Medium, das Wärme von der Filmpatrone
zum Film selbst übertragen könnte, sind nur zwei Möglichkeiten offen, um den
Film zu erwärmen: Wärmestrahlung von der inneren Wand der Filmpatrone (deren
übertragene Wärmeleistung in diesem Fall gering wäre), und Wärmeleitung vom
Filmfach der Kamera über den Spulenmechanismus auf den Film. Dieser Weg bietet
nur eine sehr begrenzte Möglichkeit, Wärme zu übertragen.
Auf jeden Fall ist es eine äußerst schlechte Nachahmung der Bedingungen,
denen der bei den Apollo-Missionen verwendete Film bei Gebrauch und Lagerung
ausgesetzt war, den Film vier Stunden lang bei 82°C in einem Ofen zu backen.
Es ist unverständlich, wie eine so undurchdachte und mangelhafte Untersuchung
unter dem Deckmantel einer wissenschaftlichen Analyse daherkommen kann.
Wir können uns nicht vorstellen, warum in der Untersuchung von Dr. Groves
nicht einmal die einfachsten Grundsätze der Thermodynamik berücksichtigt wurden.
Wenn ein Film zu kalt wird, dann
wird er brüchig, und die lichtempfindliche Schicht fällt ab. Die eisige Kälte
des Weltraums würde den Film ruinieren.
Wir könnten hier darauf hinweisen, das sich die Verschwörungstheoretiker
nicht darauf einigen können, ob der Film im Weltraum nun großer Hitze oder
aber großer Kälte ausgesetzt ist. Aber wir können diese Frage auch einfach
mit dem Hinweis beantworten, dass der bei Apollo verwendete Film mit dem ESTAR-Schichtträger
von Kodak gefertigt wurde. Dies ist eine extradünne Polyester- (nicht
Celluloid-) Unterlage, die speziell für fotografische Anwendungen in
großen Höhen (vor allem für die Luftaufklärung) entwickelt wurde.
Die Fächer für die Filmpatronen waren mit Aluminium ummantelt. Dieses
reflektiert das meiste Licht, schluckt aber andererseits genug davon, um den
Film auf einer Temperatur innerhalb seines Verwendungsbereichs zu halten.
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